GSP-55

Bereits 1948 begann in der damaligen Sowjetunion die Entwicklung eines Übersetzmittels für schwere Panzerfahrzeuge mit dem Arbeitstitel "selbstfahrender Landeübersetzpanzerträger K-71". Das Fahrzeug basierte auf dem mittleren Schwimmwagen K-61. Es hatte zwei Pontons, die auf das Fahrzeug geklappt werden konnten. Der rechte Ponton war offen, da er in der Transportstellung über den linken Ponton gestülpt wurde. Durch diese Auslegung war das Fahrzeug in der Transportstellung relativ kompakt. Dadurch konnte das Fahrzeug in der Arbeitsstellung aber nur von der linke Seite befahren werden, da nur dieser Ponton befahrbar war und Auffahrrampen besaß. Bei einem Eigengewicht von 12 t betrug die Tragfähigkeit 36 t, wodurch die Nutzbarkeit der Fähre auf mittlere Panzer beschränkt war. Bei der Erbrobung zeigten sich die Nachteile dieses Konzeptes, so daß die weitere Entwicklung beendet wurde.

K-71 erster Prototyp beim Entfalten
K-71 erster Prototyp beim Entfalten

K-71 erster Prototyp bei der Erbprobung
K-71 erster Prototyp bei der Erbprobung

K-71 erster Prototyp bei der Erbprobung
K-71 erster Prototyp bei der Erbprobung

Die gewonnenen Erfahrungen führten 1952 zu einem geänderten Prototyp mit der Bezeichnung "selbstfahrende Fähre K-71" mit zwei Halbfähren. Jede Halbfähre hatte einen Ponton der zur linken bzw. rechten Seite geklappt werden konnte. Durch koppeln beider Halbfähre entstand die Fähre, die von beiden Seiten befahrbar war und im Wasser eine Tragfähigkeit von 52 t erreichte. Bei der Erprobung zeigten sich die Vorteile dieser Auslegung und das Fahrzeug wurde 1954, nach der Erprobung und Beseitigung aufgetretener Mängel, als GSP-55, selbstfahrende Kettenfähre-55, in die Pionierausrüstung der sowjetischen Armee aufgenommen.

Die Fähre besteht aus zwei Fahrzeugen, die gekopplt die Ganzfähre bilden. Beide Fahrzeuge verfügen über einen Ponton, der in Transportstellung auf das Basisfahrzeug geklappt wird. Die linke, in Fahrtrichtung gesehen, Halbfähre klappt ihren Ponton nach Links, die rechte nach Rechts. Sind die Halbfähren gekoppelt befinden sich die Basisfahrzeuge in der Mitte der Fähre und die Pontons an deren freier Seite.

Der Schwimmkörper der Halbfähre nimmt das Kettenfahrwerk, den Antrieb, die Hydraulikanlage und die Fahrerkabine mit den Bedienelemente auf. Das Kettenfahrwerk und der Antrieb basiert auf Komponenten des Schwimmpanzers PT-76. Die Hydraulikanlage klappt den Ponton und die Auffahrrampen. Der Fahrerraum ist offen und bietet der Besatzung nur geringen Schutz vor Waffenwirkung oder Umwelteinflüssen. Das Deck des Schwimmkörpers ist im Bereich der Spurbahn verstärkt und nur dort befahrbar. Jede Halbfähre verfügt über zwei Lenzpumpen mit einer Förderleistung von je 400 l/min.

Die Pontons sind als geschlossene Körper ausgeführt. Sie sind mit einem Schaumstoff gefüllt, der die Schwimmfähigkeit auch bei Beschädigung erhält. Der Mittelteil des Decks der Pontons fällt zur äusseren Seite, so dass eine Rampe ensteht. In diesem Bereich sind die Spurbahnen verstärkt. Fahrzeuge dürfen diesen Bereich nur zur Auf- und Abfahrt benutzen. Während des Übersetzen muss die Last auf den Schwimmkörpern stehen. Am Ponton sind hydraulisch bewegte Auffahrrampen angebracht. Die Breite der Spurbahn auf der Fähre ist fest, so dass nur Fahrzeuge entsprechender Spurbreite die Fähre nutzen können.

Die Kopplung der Halbfähren erfolgt nach dem Einfahren in das Wasser, ein Vorkoppeln zur Erleichterung des Kopplungsvorganges ist schon an Land möglich. Jede Halbfähre verfügt über einen Kopplungsbolzen, einen Verrieglungsbolzen und eine Winde mit einem kurzen dünnen Seil. Zum Koppeln fahren die Fähren nebeneinander. Die Spitze des Kopplungsbolzen verfügt über eine Seilaufnahme, in die das Windenseil der zweiten Fähre für die Kopplung eingelegt werden kann. So kann das Zusammenführen und Ausrichten der Halbfähren unterstützt werden. Befinden sich die Fahrzeuge in der richtigen Position wird der Kopplungsbolzen in die Kopplungsöffnung die zweiten Fähre ausgefahren. Der Verrieglungsbolzen der zweiten Halbfähre, er ist im rechten Winkel unmittelbar hinter der Bordwand angebracht, wird in ein entsprechendes Loch im Kopplungsbolzen eingeführt. Somit sind die Halbfähren mechanisch fest miteinander verbunden.

Bei der ersten Ausführung der Fähre hatte der Schwimmkörper einen Bug mit nach vorn spitz zulaufenden Seiten. Spätere Ausführungen hatten einen geraden Bug und einen Zusatztank im Heck der Schwimmkörper, der die Reichweite auf Land und Einsatzdauer auf dem Wasser vergrößerte.

Die Fähre wurde in 23 Länder exportiert. Insgesamt wurden 2400 Fähren produziert. Die Fähren PMM und PMM-2 sollten die GSP-55 ersetzen. Die russischen Armee stellte die Fähre 2012 ausser Dienst.

Besatzung
Frieden2 Mann
Krieg3 Mann
Abmessungen
Länge12 m
Breite
Halbfähre in Transportstellung3,24 m
Fähre entfaltet, auf dem Wasserca. 1 m
Tiefgang
Halbfähre in Transportstellung1,54 m
Fähre entfaltet unbeladen0,97 m
Fähre entfaltet mit 52 t Last1,15 m
Gesamtmasse Halbfähre17 t
max. Geschwindigkeit
Land40 km/h
Fähre entfaltet unbeladen10,8 km/h
Fähre entfaltet mit 52 t Last7,2 km/h


GSP-55, erste Ausführung, rechte Halbfähre


GSP-55, erste Ausführung, linke Halbfähre


GSP-55, erste Ausführung


GSP-55, zweite Ausführung, rechte Halbfähre
GSP-55 zweite Ausführung, rechte Halbfähre
die Hebel reichen von der Oberseite des Pontons zur Unterseite des Schwimmkörpers, der Ponton wird nach rechts geklappt

GSP-55, zweite Ausführung, rechte Halbfähre
GSP-55, zweite Ausführung, rechte Halbfähre
die Mitte des Pontons ist flach, die Auffahrrampen sind zu sehen, die Hebel reichen von der Unterseite des Pontons zu den Auffahrrampen, der Ponton wird nach rechts geklappt, im Schwimmkörper sind die Öffnungen für die Kopplungsbolzen zu sehen

GSP-55, zweite Ausführung, linke Halbfähre
GSP-55 zweite Ausführung, linkee Halbfähre
die Hebel reichen von der Oberseite des Pontons zur Unterseite des Schwimmkörpers, der Ponton wird nach links geklappt

GSP-55, zweite Ausführung, linke Halbfähre
GSP-55 zweite Ausführung, linke Halbfähre
die Mitte des Pontons ist flach, die Auffahrrampen sind zu sehen, die Hebel reichen von der Unterseite des Pontons zu den Auffahrrampen, der Ponton wird nach links geklappt, im Schwimmkörper sind die Öffnungen für die Kopplungsbolzen zu sehen

GSP-55, zweite Ausführung, Fähre
GSP-55 zweite Ausführung, rechte Halbfähre
die weißen Markierungen der Spuabahnen sind gut zu erkennen

GSP-55, zweite Ausführung, Entfalten der Fähre
GSP-55 zweite Ausführung, rechte Halbfähre

GSP-55, Fähren vorgekoppelt
GSP-55 zweite Ausführung, rechte Halbfähre
die Kopplungsbolzen und die Seile sind zu erkennen