Unterschied BTM - BTM 3

In jeder mir bekannten deutschsprachigen Literatur, die nach 1990 herausgegeben wurde, wird geschrieben, dass der BTM 3 das Schaufelrad hydraulisch anheben und senken würde. Im Buch "Deutsche Militärfahrzeuge" des Motorbuch Verlag las ich das erste Mal davon. Im Archiv Rose, NVA Ungepanzerte Fahrzeuge Heft 4, wird es auf Seite 79 ebenfalls so beschrieben. Auch im 2023 erschienenen Heft Fahrzeug Profile 112 zur AT-T wird das wieder geschrieben. Hier wird sogar geschrieben beim BTM würde der Seilzug das Schaufelrad in die Arbeitsstellung bewegen. Auf Seite 28 unten wird in der Bildunterschrift geschrieben: "beim BTM 3 wurde das Schaufelrad hydraulisch gesenkt und gehoben", obwohl eindeutig keine Komponenten einer Hydraulikanlage zu erkennen sind.

Selbst im Handbuch für Übersetz- und Brückenbaueinheiten der NVA von 1990 werden hier Fehler gemacht. In einem Katalog mit Typenblättern der wichtigsten Pioniertechnik wird auf Seite 736 der BTM 3 genannt, beschrieben und abgebildet wird aber der BTM. Hier wird geschrieben, dass die Hubeinrichtung durch eine Seilwinde angetrieben würde.

BTM 3
Auszug Handbuch Übersetz- und Brückenbaueinheiten
Quelle: Handbuch für Übersetz- und Brückenbaueinheiten, Seite 736, DDR 1990

Warum der Wegfall des Seilwerks am BTM 3 zwangsläufig zu einem Hydrauliksystem führt, kann ich mir nicht erklären. Offenbar hat sich keiner der Autoren die Mühe gemacht, die Unterschiede zwischen beiden Fahrzeugen zu ergründen.

Ich möchte versuchen, das Ganze zu erklären.

Die Nummerierung bezieht sich bei normaler Schrift auf das Schema des Hubmechanismus. Die blauen Zahlen auf das Schema der Seilaufhängung.

Der Grabenbagger BTM hat ein Schaufelrad, das in der Transportstellung in einer Mulde auf der Ladefläche des Fahrzeuges steht. Der Hubmechanismus verbindet das Schaufelrad mit dem Fahrzeug. Er besteht aus den Hubrahmen mit Führungsschienen (32,14), zwei Rollenketten (6 und 9), zwei mit den Rollenketten verbundenenen Rollenschlitten (15 und 22), die über eine Traverse (20) miteinander verbunden sind, dem Schneckengetriebe (31) und der Seilaufhängung mit dem Ausleger (16, 13). Das Schneckengetriebe treibt die Rollenketten und eine zweistufige Seiltrommel (29,15) am linken Hubrahmen an. Das vordere Ende des Schaufelradrahmens ist mit der Traverse verbunden. Das hintere Ende des Schaufelradrahmens ist mit einem Seil (9) am oberen Ende des Auslegers, welcher am Heck des Fahrzeuges drehbar befestigt ist (21), beweglich verbunden. Ein zweites Seil (10,1), ebenfalls beweglich mit dem oberen Ende des Auslegers verbunden, ist am rechten Hubrahmen angeschlagen und wird auf die Seiltrommel aufgerollt. Wird das Schaufelrad in Arbeitsstellung gebracht, wird die Kette nach hinten gezogen, damit über Traverse und Schaufelradrahmen auch das Schaufelrad. Das kurze hintere Seil fester Länge zieht dabei den Ausleger mit nach hinten. Gleichzeitig wird das vordere Seil von dem Bereich der Seiltrommel mit dem kleineren Durchmesser abgerollt. Durch die geringe Seillänge, die abgerollt wird, hebt sich der hintere Teil des Schaufelradrahmens und dabei wird das Schaufelrad über den Rand der Mulde bewegt. Wenn die Bewegung der Traverse am Bogen der Führungsschiene in die Vertikale übergeht, vergrößert sich der Durchmesser der Seiltrommel. Der Schaufelradrahmen steht nun waagerecht. Das Schaufelrad wird in der Arbeitsstellung von der Traverse und dem Seil am Schaufelradrahmen gehalten. Die Tiefe des Grabens wird durch die Bewegung der Rollenkette gesteuert. Abhängig davon wie weit sie bewegt wird, ist die Höhe der Traverse über dem Boden. Und damit die Tiefe des Schaufelrades in Erdreich. Das Seil kann nicht unabhängig von der Rollenkette bewegt werden. Somit kann es auch nicht das Schaufelrad heben oder senken.

Das Seil hat mit der Bewegung des Schaufelrades beim Wechsel von Transport- in Arbeitsstellung und umgekehrt primär überhaupt nichts zu tun. Diese wird durch Ziehen der Rollenkette nach vorn oder hinten verursacht. Das Seil dient nur zum Regulieren der Lage des Schaufelradrahmens. Das Seil zieht nur nach vorn, es ist also gar nicht in der Lage, das Schaufelrad nach hinten zu ziehen! Die Bewegungsrichtung der Kette wird über das Verteilergetriebe gesteuert.

BTM "Mechanismus zum Heben und Senken des Arbeitsorgans" (Hubmechanismus)
BTM Hubwerk

BTM "Schema Seilaufhängung"
BTM Schema Seilaufhängung
Quelle: Betriebsanleitung BTM

Beim BTM 3 wurde die Regulierung der Lage des Schaufelradrahmens anders gelöst. Die Seilaufhängung wurde entfernt. Statt ihrer wurden zwei geknickte Stützstreben am Heck des Fahrzeuges angebracht. Diese sind mittig an den Längsseiten des Schaufelradrahmens mit diesem verbunden. Die Stützstreben sorgen jetzt für das Anheben und Absenken des Schaufelradrahmens. Bewegt wird das Schaufelrad immer noch durch die Rollenkette auf den Hubrahmen. Es gibt auch am BTM 3 keine Hydraulik.

BTM 3 Stützstreben am Schaufelradrahmen
BTM 3 Stützstrebe am Schaufelradrahmen

BTM 3
BTM Hubwerk

BTM 3
BTM Hubwerk
Quelle: Lehrbuch Pioniertechnik, Militärverlag der DDR

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Im bulgarischen nationalen Militärmuseum in Sofia wird eine Maschine gezeigt, die die Stützstreben der BTM 3 und das Schaufelrad der BTM hat. Ob es sich dabei um eine Eigenkreation der bulgarischen Armee oder um eine offiziell nicht existierende " BTM 2" handelt ist mir nicht bekannt.

BTM 3 mit BTM Schaufelrad
BTM-3 mit BTM Schaufelrad